RECENT WORKS TWO BOXERS

8-Channel Video Installation, 5:25 min loop, Full HD, silent, 2012/2019

The video installation "Two Boxers" shows an amateur who takes up a non-heroic boxing fight against himself.
The work was initially produced as a 2-channel video installation in 2012 and was re-edited for a 8 channel presentation in 2019.

The video installation Two Boxers shows a fistfight between two boxers, battling each other from one monitor to the other. A fight in which neither can bring the other down–the monitors are placed at a distance from each other. In the flickering light of a stroboscope, clad in white shirts and black trousers, they fight. No naked torsos, no tattoos, no braggado- cio–in complete contrast to clichéd views of the sport, those cast as combatants here are gentlemen. In their urbane, establishment uniform, Goldbach’s fighters are an archetype he calls “representatives”. But in the title, Niklas Goldbach is sending us down the wrong track. It is only at second glance that one notices, the protagonists are one and the same person, composed in an elaborate post-production process. Thus, the level of meaning shifts towards that of a struggle with oneself. Goldbach manages to create an anti-heroic allegory for the situation of the individual in our society, which demands too much of us–physically, psychologically or morally. In the spatial-installational arrangement the beholder becomes a direct witness to a dialogue and shifts his perspective to focus on himself, on the voice in his own head: making assertions and being assertive, my weak- ness is my strength. When I see myself from the outside I see me struggling with myself, with the picture of me and my image, then I am the beholder, representing myself, in my own truth.

Stephanie Kloss, Exhibition Text Auf Zeit #5, Foyer White and Case, John F. Kennedy Haus, Berlin

Die Videoinstallation Two Boxers zeigt einen Faust- kampf zweier Boxer, die sich zwischen den Monitoren bekämpfen. Ein Kampf, der den anderen nicht zur Strecke bringen kann, die Monitore sind voneinander abgerückt. Im flackernden Licht eines Stroboskops kämpfen sie in weißem Hemd und schwarzer Hose. Kein nackter Oberkörper, keine Tattoos, keine Großmäuligkeit – gänzlich dem Klischee des Sports widersprechende Gentlemen werden hier als Kämpfer besetzt. Sie sind „Stellvertreter“, die von Goldbach so benannten Prototypen, in ihrer urbanen, etablierten Uniform. Doch Niklas Goldbach führt uns mit dem Titel auf eine falsche Fährte: erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass es sich bei den Protagonisten um dieselbe Person handelt, die mittels aufwendiger Postproduktion zusammengesetzt wurde. So verschiebt sich die Bedeutungsebene hin zu einem Kampf mit sich selbst. Goldbach gelingt es, für die Situation des Einzelnen in unserer Gesellschaft, die physisch, psychisch oder moralisch zu viel abverlangt, ein anti-heroisches Sinnbild zu kreieren. In der räumlich-installativen Anordnung wird der Betrachter Zeuge eines Zwiegesprächs und wechselt seine Perspektive hin zu sich selbst, zur eigenen Stimme im Kopf: Behauptung und Selbstbehauptung, unterlegen bin ich überlegen. Wenn ich mich von außen sehe, mich mit mir selbst kämpfen sehe, mit meinem Bild und meinem Abbild, dann bin ich der Betrachter, der Anwalt meiner selbst, in meiner eigenen Wahrheit.

Stephanie Kloss, Ausstellungstext Auf Zeit #5 Foyer White and Case, John F. Kennedy Haus, Berlin

Niklas Goldbach hinterfragt in seinen Videoarbeiten, Fotografien und Skulpturen das Verhältnis zwischen hierarchischen Gesellschaftsstrukturen und individuellen, freiheitlichen Handlungsoptionen. Die geloopte zweikanalige Videoinstallation „Two Boxers“ (2012) zeigt einen Faustkampf zweier Boxer, die bei ihrem Kampf im Boxring jeweils einzeln mittels naher Handkameraaufnahmen gefilmt wurden. In der installativen Anordnung werden die Projektionen über Eck im 90-Grad-Winkel aufgeführt. Der Betrachter wird somit in ein imaginiertes, immersives quadratisches Boxfeld inmitten des dargebotenen Schaukampfes geleitet. Der von Goldbach inszenierte Kampf verschiebt dabei zahlreiche Parameter der gewohnten Darbietung und medialen Repräsentation des tradierten Massenspektakels und evoziert eine gleichzeitige Steigerung von Artifizialität und Intimität:  Vor schwarzem Hintergrund, ohne Publikum, ohne Ton und in Stroboskoplicht aufgenommen, ist das offensichtlichste Unterscheidungs-merkmal die Wahl der Bekleidung der Kämpfenden in weißem Hemd und schwarzer Hose – dem durch Goldbach über die Jahre etablierten Gewand des urbanen Prototyps, von ihm selber als „Stellvertreter“ bezeichnet. Die unmittelbaren Aufnahmen lassen schnell die bewusste Wahl erahnen, gänzlich dem stereotypen Männerbild des Boxers widersprechen Amateure einzusetzen: Gestik und Mimik zeugen viel mehr von Erschöpfung, Angst und bisweilen kindlich-ungefilterten Aggressionsschüben. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass es sich bei den Protagonisten um ein und die selbe Person handelt, die durch Goldbach mittels aufwendiger Postproduktion zusammengesetzt worden sind. Durch diese Erkenntnis verschiebt sich die Bedeutungsebene hin zu einem sprichwörtlichen, mühevollem und anti-heroischen Kampf mit sich selbst. Goldbach schafft ein Sinnbild für die schizophrene psychologische Situation des Einzelnen in einer Gesellschaft, die von einem physisch, psychisch oder moralisch mehr abverlangt, als tragbar ist. Der Loop erhält hier eine zentrale inhaltliche Dimension: In der räumlich-installativen Anordnung wird der Betrachter unmittelbarer Zeuge eines beschwerlichen, immerwährenden Zwiegespräches, aus dem zu entkommen kaum möglich scheint.

Text: Viktor Neumann

Performer: Christoph Birger Asmus
Camera Assistance: Andrej Filatow
Assistance: Silke Schwarz
Hair & Make-up: Dustin Wendt
Production: Gdańska Galeria Miejska / City Gallery Gdansk

 

VIDEO EXCERPTS

8-Channel Video Installation, 5:25 min loop, Full HD, silent, 2012/2019 (2019 Version)

2-Channel Video Installation, 5:25 min loop, Full HD, silent, 2012/2019 (2012 Version)

 

EXHIBITION VIEWS


Exhibition view:
Auf Zeit #5

Foyer White and Case, John F. Kennedy Haus, Berlin
Berlin, February 28th – June 27th, 2019
Curated by Maria Vedder

 

Installation view "CYKLES"
City Gallery Gdansk (GGM1 - Gdańska Galeria Miejska 1 & Gdańska Galeria Güntera Grassa)
Curated by Iwona Bigos
Gdansk, Poland
November 16th 2012- January , 2nd 2013

 

Installation view "Art Miami 2012"
4-9.12. 2012, Miami, FL, USA