RECENT WORKS THE NATURE OF THINGS

The Nature Of Things No.3, Video Installation, 198 min loop, Full HD, Stereo, 2014

The Nature Of Things No.2, Video Installation, 226 min loop, Full HD, Stereo, 2014

The Nature Of Things, Video Installation, 202 min loop, Full HD, Stereo, 2011

The Nature Of Things No.3
Video Installation, 198 min loop, Full HD, Stereo, 2014

With Niklas Riepshof
Set-Assistance: Viktor Neumann

"The Nature Of Things No 3" was filmed in the marsh landscape of "Teufelsmoor Worpswede", a former turf mining region which got re-cultivatetd into a recreation and landscape conservation area.
(NG)

Niklas Goldbach war 2014 Jubiläumspreisträger des Landkreises Osterholz und produzierte im September in den Künstlerhäusern Worpswede ein neues Video für die Ausstellung des Paula Modersohn-Becker Preises in der Großen Kunstschau Worpswede, kuratiert von Susanne Hinrichs. Für den dritten Teile seines Video-Zyklus The Nature of Things drehte er einen 198 Minuten langen Loop, der einen jungen Mann, mit schwarzer Hose und weißem Hemd gekleidet, liegend und an einen Pfahl gebunden, vor der Landschaft des Teufelsmoores zeigt. Teils apathisch, desinteressiert schauend, teils in seiner unkonfortablen Situation offensichtlich leidend, verbringt er in dieser Haltung die volle Dauer des Videos, bis es wieder von Vorne beginnt. Der Mann wirkt der ihn umgebenden Natur ausgeliefert, und es werden Assoziationen an das Martyrium des heiligen Sebastian geweckt. Die artifizielle Inszenierung ausblendend, muß sich der Betrachter gleichwohl fragen, warum der Protagonist keinen Versuch der Selbstbefreiung unternimmt, die Szenerie zu verlassen.
Niklas Goldbach arbeitet vorwiegend mit den Medien Video und Fotografie und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit aktuellen Verhältnissen zwischen Mensch und Natur. Für den Zyklus The Nature of Things setzt er seine, immer im selben Dress urban gekleideten, unterschiedlichen, aber entindividualisierten Darsteller, an markanten Orten dieser Welt, im gleichen Setting an einem Pfahl angebunden, der Natur aus.
Die hier im Video Niklas Goldbachs dargestellte Landschaft des Teufelsmoores steht in Bildreferenz zu 125 Jahren betriebener Landschaftsmalerei Worpsweder Künstlergenerationen. Der Gründungsmythos der Künstlerkolonie steht für einen teils anti-modernistischen Ausbruch der Künstler
zurück zur Natur", als Flucht aus den Städten des aufkommenden industriellen Zeitalters. Doch diese Landschaft, heute ein Naturschutz- und Erholungsgebiet, ist schon damals Kulturlandschaft gewesen. Das Moor wurde im 18. Jahrhundert von sogenannten Moorkolonisten trockengelegt und der Torf dort bis zu einem Meter flächendeckend abgebaut, um es in den Öfen der Städte als Brennstoff zu verheizen. Eisbohrungen in der Arktis machten nun lesbar, wie der Mensch seit Beginn der Industrialisierung die Erdatmosphäre aktiv beeinflusst, mit den uns heute bekannten Auswirkungen für Mensch und Natur. Wir sprechen heute von einem anthropozänen Zeitalter": in einem die politischen und wissenschaftlichen Disziplinen übergreifenden Diskurs werden die Paradigmen und Grenzen wirtschaftlichen Wachsens hinterfragt, mit dem Ziel Strategien für ein Überleben der menschlichen Spezies in einem ganzheitlicheren Zusammenhang mit der Natur zu entwerfen.
Niklas Goldbach schafft mit seinem Video im Wissen um diesen Diskurs neue bildliche Allegorien. Vor dem Hintergrund des Kontextes dieses Ortes und seiner meist naturalistischen Deutungen der Vergangenheit und Gegenwart sieht er sich dabei jedoch offensichtlich mehr einem Realismus verpflichtet. Seine Bilder appellieren aus einem Zustand des Übergangs für eine dringend nötige Neuorientierung der menschlichen Zivilisationssysteme.

Text: Tim Voss, Künstlerhäuser Worpswede

Die Videoarbeiten von Niklas Goldbach laden geradzu dazu ein, in ihnen zu versinken. Sie sind geprägt von atemberaubender Ästhetik, höchsten qualitativen Ansprüchen und Detailversessenheit. Und dennoch fehlt ihnen jegliche Form von Sensation oder Abenteuerlichkeit, stattdessen berichten sie von distanzierter Betrachtung aus dem Nichts heraus. (...) Für die Große Kunstschau versammelt Goldbach eine Auswahl neuerer Arbeiten, in denen das zeitgenössische Verständnis von Landschaft im Mittelpunkt steht. Er thematisiert Natur als durch den Menschen und seinen Ge- staltungswillen besetzten Raum und reflektiert das tradierte Bild von Landschaft hinsichtlich moderner Nutzung von Natur. Sein Hauptdarsteller agiert in einen Naturraum, der von Menschenhand erzeugt, strukturiert, miss- braucht und später renaturiert wurde. Die Serie The Nature Of Things beginnt in einem Nutzwald in Schweden, setzt sich fort in dem industriellen Abbaugebiet in Garzweiler und endet mit The Nature Of Things No.3 in Worpswede mit Blick über die renaturierte Landschaft, die einst vom Torfabbau ausgebeutet war. Sein gefesselter Stadtmensch leidet stundenlang vor angeblich romantischer Kulisse.

Susanne Hinrichs, Katalog Text Paula Modersohn-Becker Jubiläumspreis", 2014

The Nature Of Things No.2
Video Installation, 226 min loop, Full HD, Stereo, 2014
With Chris Hartung
Set-Assistance: Viktor Neumann

The Nature Of Things No. 2 was filmed in spring 2014 at the Garzweile surface mine in the German state of North-Rhine Westphalia. The mine currently has a size of 48 km² and got its name from the village of Garzweiler which previously existed at this location. The video was filmed in an area where the mining process is finished and a new, man-made landscape has been created. The video shows a young man's struggle being tied to an industrial boundatry poll for the duration of almost 4 hours. (NG)

Anlässlich der Ausstellung Time Pieces konzipierte Niklas Goldbach (*1973 in Witten, lebt in Berlin) eine neue Videoarbeit, die nun im Nordstern Videokunstzentrum erstmalig präsentiert wird. Das Video ist angelehnt an seine Arbeit The Nature of Things, die im Sommer 2011 über 3,5 Stunden während einer „weißen Nacht“ in Västerbottom, einer ländlichen Gegend in Nordschweden, gedreht wurde. Darin sieht man eine von Goldbachs typischen uniformierten Figuren an einen Baum gefesselt vor der herrschaftlichen Kulisse der von der Mitternachtssonne beleuchteten schwedischen Landschaft. Angelehnt an die Figur des Heiligen Sebastian erforscht der Künstler die Bandbreite menschlicher Reaktionen – von Angst und Unterwerfung bis hin zu Auflehnung, Kampf und Resignation. Für die neue Arbeit hat Goldbach, der aus dem Ruhrgebiet stammt, den Schauplatz in das Braunkohletagebaugebiet Garzweiler verlegt. Vor der riesigen, noch immer im Abbau befindlichen Grube verschiebt sich der Kontext der Arbeit sowie die Haltung des Protagonisten und wird um neue epische Fragestellungen, die Mensch und Natur – die vom Menschen geschaffene bzw. zerstörte Natur – betreffen, erweitert.

Eva Scharrer, in Time Pieces", Catalogue Text , 2014

The Nature Of Things
Video Installation, 202 min loop, Full HD, Stereo, 2011
With Jonas Westlund
Set-Assistance: Rasmus West

The Nature Of Things was filmed during night time in summer 2011 in Västerbottom, a predominantly rural province in the north of Sweden.
Set in front of an agricultural landscape, the video shows a young man's struggle being tied to a tree for the duration of almost 3.5 hours. (NG)

The title of this work by Nikas Goldbach features one of the most important guidelines to his research. In each of his works, the actions performed by individuals - who are always dressed in white shirt and black trousers in order to convey the standardization of our time and underline the necessity of an overall view - allow an in-depth reflection on the relations between man and context, nature of behaviours, human temperament and social hierarchies. The taste for images, cinema, and photography outcrops in framings, in the sense and iconographic references of scenes, and also in the power of plots, whose staging is especially built in order to show the work as a tableau vivant. In The Nature Of Things we see a young man who is tied to a tree. Goldbach shot this almost 3.5 hour long video during a "white night" in the countryside of Västerbottom, a rural region of North-Sweden. Referring to the representation of St. Sebastian, and recording a wide variety of behaviours, attitudes and expressions that characterize some of the most aching feelings and challenges that a person can experience during his existence, Goldbach shows us fear, submission, addiction, rebellion against imposition, willpower, capability of reaction and strategy.

Elena Forin, in: "The Eye of the Collector - Videoworks from the Collection Manuel de Santaren", Catalogue Text, 2012

 

EXHIBITION VIEWS

Exhibition view "Everything In Its Right Place"
Gallery Bendana - Pinel Paris
March 21st - May 7th, 2015

 

The Nature Of Things No.3

Exhibition view "Paula Modersohn-Becker Jubiläumspreis" (PMB Jubilee Award)
"Große Kunstschau Worpswede" Museum
Curated by Susanne Hinrichs
September 28th - November 23st, 2014
http://www.worpswede-museen.de/aktuell-in-den-museen/news-details/article/sonntagsmatinee-das-phaenomen-kuenstlerkolonie.html

 

The Nature Of Things No.2


Exhibition view "Time Pieces"
Videokunstzentrum Nordstern, Gelsenkirchen
Curated by Marius Babias and Kathrin Becker
March 23rd - December 21st, 2014

http://www.nordsternturm.de/videokunstzentrum_ausstellung.php

 

The Nature of Things

Exhibition view "Serata Videoinsight: Niklas Goldbach"
Centro VIDEOINSIGHT®, Turin, Italy
Curated by Julia Draganović and Claudia Löffelholz - LaRete Art Projects
November 11 - December 21, 2012

 

Exhibition view "Something With Performance"
Kule, Berlin
June 13 - 24, 2014
Exhibition view with Nika Radic & annette hollywood

 

Exhibition view "The Eye of the Collector - Videoworks from the Collection Manuel de Santaren"
Curated by LaRete Art Projects
November 11 - December 21, 2012

MAMbo - Villa delle Rose, Bologna, Italy
1/2012

 

VIDEO STILLS

The Nature Of Things No.3 (2014)

 

The Nature Of Things No.2 (2014)

 

The Nature Of Things (2011)